Mitarbeiter*innen Unterstützung
Die Mitarbeitenden aus dem Gesundheitsbereich im Allgemeinen und in der palliativmedizinischen Versorgung im speziellen sind einer Vielzahl von Belastungen und Herausforderungen in einer Pandemie ausgesetzt. Zum einen wird von ihnen erwartet, die Versorgung der schwerkranken und sterbenden Menschen und deren Angehörigen auch in der Pandemie mit vielen Unsicherheiten, Ressourcenverschiebungen, Änderungen von Abläufen etc. aufrechtzuerhalten, zum anderen haben sie wie andere Menschen auch eigene Sorgen und Ängste bzgl. Infektion und Pandemie: um sich selbst und um ihre eigenen Angehörigen. Zudem stehen die Mitarbeitende im öffentlichen Fokus in einer Pandemie, was positiv erlebt werden kann (Anerkennung, Dankbarkeit), aber auch belastend sein kann (vermehrte Beobachtung).
Folgende Herausforderungen haben die PallPan-Studien identifiziert:
- Es stand nicht genügend persönliche Schutzausrüstung zur Verfügung, da keine Vorräte angelegt wurden oder es Schwierigkeiten bei der Verteilung und Priorisierung gab.
- Beim Personal bestanden Unsicherheiten im Umgang mit infizierten Patient*innen sowie mit der Schutzausrüstung.
- Durch vielfache Kontakte mit Angehörigen (in der Regel unklarer Infektionsstatus) und anderen Versorgenden war das Personal einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt.
- Der Umgang mit Angehörigen, die die vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen ignorierten, war herausfordernd.
- Für spezialisierte ambulante Palliativteams (SAPV-Teams) war die Refinanzierungsmöglichkeit für persönliche Schutzausrüstung zeitweise unklar.
- Die (ungefilterte) Flut an Informationen, gerade zu Beginn der Pandemie, führte auch beim Personal zu großer Unsicherheit.
- Regelungen wurden nicht einheitlich umgesetzt oder häufig geändert.
- Mitarbeitende gingen sehr unterschiedlich mit der Infektionsgefahr und ihren eigenen Ängsten und Sorgen bzgl. der Infektionsgefahr um.
- Verschiedene Faktoren führten zu einer höheren Belastung der Versorgenden:
- Hygienevorgaben führten zu einem größeren Arbeitsaufwand.
- Besuchsverbote führten dazu, dass das Personal die Rolle der Angehörigen, z.B. in der Kommunikation oder Sterbebegleitung, übernehmen musste.
- Mitarbeitende fielen durch Infektion oder Quarantäne aus.
- Es kamen private Belastungen hinzu (z.B. Wegfall von Kinderbetreuung, Homeschooling).
- Die Angst vor Ansteckung, die Vereinsamung von Patient*innen und die fehlende Möglichkeit, sich von sterbenden Patient*innen zu verabschieden, führten zu psychischer Belastung.
- Die Sterblichkeit vor allem auf den Intensivstationen war höher als gewohnt.
- Konflikte, Ängste und Sorgen (Nervosität) im Team führten zu mehr Zeit- und Koordinationsaufwand für Leitungen.
- Wenn multiprofessionelle Teambesprechungen ausgesetzt wurden, fehlte der Austausch und die Zusammenführung der verschiedenen Perspektiven.
- Der kollegiale Kontakt und der Austausch waren eingeschränkt, teambildende Treffen fielen weg.
- Es wurde beklagt, dass Unterstützungsangebote für belastete Mitarbeitende fehlten.
Die Versorgung von schwerkranken und sterbenden Menschen und ihren Angehörigen kann auch in einer Pandemie nur gelingen, wenn die Mitarbeitenden ausreichend Unterstützung, v.a. durch ihre Vorgesetzten und die Leiter*innen der Einrichtungen bzw. Dienste angeboten bekommen und erfahren.
Handlungsempfehlungen
Gewährleistung des Infektionsschutz der Mitarbeitenden
Regelmäßige Information der Mitarbeitenden über die Pandemiesituation und die aktuellen Regelungen
Rückmeldung der Mitarbeitenden an Verantwortliche über Probleme und Bedürfnisse
Schulungen der Mitarbeiter*innen zur Behandlung und Begleitung von schwerkranken und sterbenden Menschen
Schaffung von Unterstützungsangeboten für Mitarbeitende
Schaffung von Austauschmöglichkeiten für Mitarbeitende
E-Learning
In diesem E-Learning möchten wir Ihnen speziell einen Überblick über die Möglichkeiten der Palliativversorgung abseits der Palliativstation verschaffen und Handreichungen für Ihren alltäglichen Umgang mit Schwerkranken und Sterbenden sowie deren Angehörigen zur Verfügung stellen.