Versorgung von schwerkranken und sterbenden Menschen
Die im Rahmen des PallPan-Projektes durchgeführten Erhebungen verdeutlichen, wie die Versorgung von Menschen am Lebensende in einer Pandemiesituation herausgefordert ist. Schwerkranken und sterbenden Menschen mit einer Infektionskrankheit drohen in erster Linie Vereinsamung und palliativmedizinische Unterversorgung. Aber auch nicht-infizierte Menschen sind von den Kontaktbeschränkungen, den z.T. unzureichenden materiellen Kapazitäten (Impfungen, Schutzausrüstung, Testungen, etc…) und der starken Auslastung des Gesundheitssystems betroffen. Doch die Erhebungen haben auch gezeigt, dass der Einsatz und das Engagement vieler Versorgenden es oft ermöglichte, die Einschränkungen in der Versorgung anderweitig zu kompensieren. Pandemieszenarien, in denen eine generelle intensivmedizinische Ressourcenknappheit herrscht, sind bisher in Deutschland nicht aufgetreten. Solche Erfahrungen in anderen Ländern machen dennoch deutlich, wie wichtig eine gute palliativmedizinische Behandlung bei Menschen ist, die lebenserhaltende Therapien nicht (mehr) bekommen können. Insgesamt weisen die Erhebungen auf die zentrale Rolle der spezialisierten Palliativversorgung hin, deren Expertise durch Beratung und (Mit-)Behandlung zur bestmöglichen Betreuung am Lebensende beiträgt.
Die PallPan-Studien zeigen, dass die Pandemie zu einer medizinischen Unterversorgung der schwerkranken und sterbenden Menschen führt:
- Infizierten Patient*innen stand oft keine spezialisierte Palliativversorgung zur Verfügung; Versorgende hatten z.T. Angst vor einer Infektion.
- Es fanden weniger Hausbesuche aufgrund bestehender Unsicherheiten bei Versorgenden und Patient*innen oder aufgrund der Kontaktbeschränkungen statt.
- Symptome konnten oft nicht ausreichend gelindert werden aufgrund zu weniger oder zu später eigentlich notwendiger stationärer Aufenthalte oder zu früher Krankenhaus-Entlassungen. Z.T. wollten die Patienten selbst nicht ins Krankenhaus aus Angst vor einer Infektion.
- Die Verfügbarkeit von Medikamenten war durch Lieferengpässe und Mangel an Verschreibungen aufgrund reduzierter Ärzt*in-Patient*in-Kontakte eingeschränkt.
- Es gab zu wenige Testmöglichkeiten, z.B. bei Entlassung in den ambulanten Bereich.
- Kontaktbeschränkungen erschwerten die interdisziplinäre und multiprofessionelle Zusammenarbeit.
- Patient*innen vereinsamten oft aufgrund der eingeschränkten Besuchsmöglichkeiten durch die Angehörigen, aber auch aufgrund seltener Besuche des Pflegepersonals und häufiger Verlegungen am Lebensende. Fehlende Berührungen/Körperkontakt durch die Isolierung wirkten sich negativ auf das Wohlbefinden der Patient*innen aus.
Handlungsempfehlungen
Bestmögliche palliativmedizinische Behandlung von Patient*innen
Miteinbeziehung der Expertise und Ressourcen der spezialisierten Palliativversorgung
Vermeidung von Vereinsamung, Stigmatisierung und Unterversorgung
Anbieten von Palliativversorgung
bei Priorisierungs-Entscheidungen
Frühzeitiges Anbieten von Gesprächen über Therapieziele und Behandlungspräferenzen
Aufrechterhaltung der bestehenden Angebote und Strukturen der Palliativversorgung